Tierschutz


Ina Müller-Arnke

Warum werden hierzulande manche Tiere gegessen und andere nicht?


Die Deutschen essen mit großer Selbstverständlichkeit Schweine, Rinder und Hühner, empören sich aber, wenn in China Hunde und Katzen gegessen werden. Woran liegt es, dass es hierzulande als „normal“ gilt, bestimmte Tiere zu essen, während der Verzehr anderer Tierarten als ekelhaft oder unmoralisch angesehen wird?
Die kanadischen Kulturpsychologen Matthew Ruby und Steven Heine gingen dieser Frage nach und führten eine Studie mit 76 Kanadiern, 96 Amerikanern, 532 Chinesen und 92 Indern durch. Die Teilnehmer der Studie, allesamt keine Vegetarier, sollten ihre Einschätzung zu siebzehn verschiedenen Tierarten abgeben – darunter typische „Fleischlieferanten“ wie Huhn, Kuh und Lamm, aber auch „Exoten“ wie Krake, Bär und Hai.

Die Wissenschaftler der University of British Columbia in Vancouver erhielten nach der Befragung folgendes Ergebnis: Je intelligenter die Studienteilnehmer eine Tierart einschätzten, desto stärker lehnten sie deren Verzehr ab. Die Menschen scheint also die Frage, ob sie andere intelligente Lebewesen essen, am meisten zu beschäftigen. Wurde eine Tierart als „niedlich“ oder „abstoßend“ bewertet, war dies ebenso ein Grund, diese nicht zu essen. Die vermutete Leidensfähigkeit der Tiere spielte hingegen keine Rolle.
Auch Melanie Joy, Professorin für Psychologie und Soziologie an der Universität von Massachusetts in Boston, hat sich mit der kulturell bedingten Wahrnehmung von Tierarten beschäftigt. Sie gibt dem Phänomen, dass wir gelernt haben, dieses oder jene Tier als Lebensmittel anzusehen, einen Namen: Karnismus. Der Begriff beschreibt ein unsichtbares System aus Überzeugungen, das uns seit unserer Kindheit darauf konditioniert, bestimmte Tiere zu essen. Manche Tiere sind für uns daher primär „Fleisch“, während andere Tiere zu unseren Freunden und Begleitern zählen, die wir selbstverständlich nicht aufessen würden.

Es gibt auch Tiere, die eine Doppelrolle innehaben. So kuscheln manche Menschen mit Kaninchen, andere verspeisen sie mit großem Appetit. Wer sich eingehender mit der Ideologie des Fleischkonsums beschäftigen möchte, dem sei das Buch „Why We Love Dogs, Eat Pigs, and Wear Cows: An Introduction to Carnism“ von Melanie Joy empfohlen.
Insgesamt ist deutlich: Welche Tiere Menschen essen und welche nicht, ist eine willkürliche Einteilung, die von Kultur zu Kultur verschieden ist. Aus Tierschutzsicht ist es überhaupt nicht notwendig oder anzustreben, überhaupt Tiere zu essen.

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